In den letzten Satz des gestrigen Türchens habe ich eine komplizierte Wendung hineingeschmuggelt , über die ich mir selbst nicht schlüssig bin und die deshalb heute zur Diskussion stellen will, sofern sie nicht schon diskutiert worden ist … Ich frage mich, ob dieser Satz eine doppelte Verneinung enthält, die dazu führt, dass etwas nicht mehr verneint, sondern bejaht wird, so wie beim Rechnen ein doppeltes Minus ein Plus ergibt.
Ich schrieb: … bevor ich irgendwann weder in meine Hose noch in meine Jacke nicht mehr hineinpasse. Aber drückt das »weder … noch« nicht schon das »nicht hineinpassen« aus? Hätte es nicht gereicht zu sagen: … bevor ich irgendwann weder in meine Hose noch in meine Jacke hineinpasse?
Haben wir es hier also mit der rhetorisch ziemlich anspruchsvollen Figur der Litotes (= doppelte Verneinung oder Verneinung des Gegenteils) zu tun? Wenn ein Politiker behauptet, es sei nicht die schlechteste aller Lösungen, auch wenn die Steuererhöhung natürlich nicht ideal sei – dann haben wir es mit einer Litotes zu tun.
Diese ist gewiss nicht ohne Charme und auch nicht unklug, weil sie eine galante Untertreibung ist, die etwas ironisch hervorhebt und dem Autor damit eine distanzierte Überlegenheit verleiht.
Ich möchte natürlich verhindern, dass ihr nicht zu sehr verwirrt werdet. Mein guter Rat: Vermeidet doppelte Verneinungen, denn damit verhütet ihr, dass keine Missverständnisse auftreten …
(Foto: Judith Lisser-Meister, pixelio)