Ich weiß nicht, ob ihr schon längst alle Geschenke beisammen habt oder ob ihr zu den Menschen gehört, die noch in den allerletzten Tagen vor Weihnachten panisch in den Geschäften herumrennen auf der Suche nach Weihnachtsgaben. Jedenfalls hab ich mir überlegt, dass es knapp drei Tage vor Heiligabend ganz schön wäre, wenn aus dem Türchen ein Gedicht zum Thema Schenken hervorspringen würde …
Und ich wurde fündig bei dem Dichter der Seepferdchen und Ringelnattern Hans Gustav Bötticher, besser bekannt unter den Namen Joachim Ringelnatz (1883–1934). Der Schriftsteller, Kabarettist und Maler hat nie verraten, warum er für sich dieses Pseudonym gewählt hat. Tatsache aber ist, dass Ringelnatz ursprünglich unbedingt Seemann werden wollte und eins seiner Lieblingsmotive in Malerei und Dichtung das Seepferdchen war, von Seeleuten Ringelnass genannt. Außerdem hielt sich Bötticher ein Terrarium mit Ringelnattern – Tiere, die sich bekanntlich zu Lande und zu Wasser gleichermaßen wohlfühlen.
Und hier sein Gedicht zum Thema Geschenke, dem ich nichts mehr hinzufügen möchte:
Schenke groß oder klein,
Aber immer gediegen.
Wenn die Bedachten
Die Gaben wiegen,
Sei dein Gewissen rein.
Schenke herzlich und frei.
Schenke dabei,
Was in dir wohnt
An Meinung, Geschmack und Humor,
Sodass die eigene Freude zuvor
Dich reichlich belohnt.
Schenke mit Geist ohne List.
Sei eingedenk,
Dass dein Geschenk
Du selber bist.
(Joachim Ringelnatz)
(Fotos: Seepferchen – Alfred Krawietz, Geschenk – Renate Franke, pixelio)