Obwohl zum Innehalten die Zeit nicht ist, wird einmal keine Zeit mehr sein, wenn man jetzt nicht innehält. Lebst du jetzt, wirklich? In diesem Augenblick, ganz und gar?
Wann, wenn nicht jetzt?
Sie hatte Angst vor den ungenauen, unzutreffenden Wörtern. Sie wusste, dass sie Unheil anrichteten, das schleichende Unheil des Vorbeilebens, das sie fast mehr fürchtete als die großen Katastrophen. Sie hielt das Leben für verletzbar durch Worte.
aus: Nachdenken über Christa T., 1969
Wenn die Menschen gewisse Exemplare ihrer eignen Gattung aus Bosheit oder Unverstand, aus Gleichgültigkeit oder aus Angst vernichten müssen, dann fällt uns, bestimmt, vernichtet zu werden, eine unglaubliche Freiheit zu. Die Freiheit, die Menschen zu lieben und uns selbst nicht zu hassen.
aus: Kein Ort. Nirgends., 1977
Christa Wolf wird heute 80 Jahre alt. Ihre Bücher haben mich in jungen Jahren und während des Studiums immer begleitet, waren Halt und Trost, Wiedererkennen, Verzückung von der Schönheit der Sprache. Ich habe ganze Sätze, ganze Passagen in mich aufgesogen wie ein Kind die Muttermilch. Auch heute noch, nach vielen Jahren, haben diese Texte für mich Bestand. Ich werde sie wiederlesen. Sie werden mir wieder unter die Haut kriechen.
Ich gratuliere Christa Wolf zum 80. Geburtstag und bedanke mich.