Als Lektorin macht man sich häufig unbeliebt. Lektorinnen sind unverbesserliche Besserwisserinnen, penetrante Prinzipienreiterinnen, peinliche Pedantinnen, quengelige Wortklauberinnen, krämerhafte Klugscheißerinnen, pingelige Korinthenkackerinnen und rechthaberische Erbsenzählerinnen.
Obwohl es schon sehr auffällig ist, dass sich hier gleich zwei Begriffe finden, die merkwürdigerweise etwas mit den doch gemeinhin als unsauber geltenden Ausscheidungsorganen zu tun haben, wo es doch einer Lektorin (oder ihrem männlichen Pendant) immer (auch) um die Sauberkeit und Reinerhaltung der deutschen Sprache geht – möchte ich auf dieses Thema nicht näher eingehen, sondern lieber erläutern, was es etymologisch mit den Erbsen und Korinthen auf sich hat:
Korinthen sind getrocknete Trauben in Kleinstform. Ein Korinthenkacker ist ein Pedant, ein kleinlicher Mensch, der sich noch nicht einmal bei der Abführung seiner Verdauungsendprodukte großzügig zeigt, sondern diese nur in Miniportionen – korinthenähnlich – abgeben will.
Wer zu viel Zeit hat und auch noch geizig ist, bricht beim Erbsensammeln nicht einfach nur die Schoten auf, sondern zählt die kleinen grünen Eiweißperlen genau ab. (Kein Wunder, dass das Schimpfwort „Erbsenzähler“ vielfach auf Verwaltungs- und Finanzbeamte angewendet wird.) Den Begriff selbst verdanken wir höchstwahrscheinlich dem berühmten Genetik-Begründer Gregor Johann Mendel, der jahrelang Erbsen züchtete, zählte und kreuzte und von seinen Klosterbrüdern deshalb liebevoll „Erbsenzähler“ genannt wurde. Leider wurden Mendels bahnbrechende Erkenntnisse der Vererbungslehre erst viele Jahre nach seinem Tod angemessen gewürdigt.
Nun ja, damit können wir Lektoren und Lektorinnen uns ja damit dann ein bisschen trösten, wenn wir uns mal wieder verkannt fühlen – vielleicht kommt unser Ruhm ja auch noch posthum … ;-)
(Foto: Andreas Müller, pixelio.de)