Am 3. Dezember war die Rede von Verschlimmbesserungen und Verballhornungen. Nun ist das Wort Verschlimmbesserung ja ein Widerspruch in sich, denn entweder wird etwas besser oder es wird schlimmer. Aber bekanntlich hat jede Medaille und alles im Leben zwei Seiten – und für Menschen, die es mit der Sprache genau nehmen und die gern damit spielen, haben sich die alten Griechen eine rhetorische Figur ersonnen, die zwei widersprechende Wörter miteinander kombiniert, und diese Figur Oxymoron getauft (von griech. oxys = scharf(sinnig) und moros = dumm). Ein Oxymoron ist also selbst ein Oxymoron.
Es gibt Oxymora (nicht: Oxymorone) nicht nur als einzelnes Wort (süßsauer, Hassliebe, Originalkopie, Flüssiggas), sondern auch in Wendungen (offenes Geheimnis, vorläufiges Endergebnis) und ganzen Sätzen: Ich habe es satt zu hungern. Es fällt mir schwer, es leicht zu nehmen. Oder wie Ovid in seinen Metamorphosen sagte: Inopem me copia fecit = Dieser Reichtum hat mich arm gemacht.
Ich wünsche keinem, der an Heiligabend seine Geschenke auspackt, diesen Gedanken. Doch das umgekehrte Oxymoron davon zu verspüren, das wäre wohl das weihnachtliche Ideal, der Gedanke und Glauben: Diese Armut (des nackten Kindes in der Krippe) hat mich reich gemacht.
Bevor es jetzt aber zu fromm wird, ist der Rest: beredtes Schweigen …
(Foto: Thommy Weiss, pixelio)